

„Nein“ – ein einfaches Wort. Vier Buchstaben. Eine Silbe.
Trotzdem fällt es uns in manchen Situationen schwer einfach mal Nein zu sagen.
Kannst du z.B „Nein“ sagen wenn:
- Jemand dich um einen Gefallen bittet, obwohl du genau weißt, dass diese Person selber die Zeit und in der Lage ist es selber zu erledigen
- Wenn du eigentlich deine Ruhe haben möchtest weil dein Tag anstrengend war aber Freunde vor der Tür stehen und Sie dich sehen wollen
- Wenn eine Familienfeier ansteht aber du eigentlich gar keine Lust hast weil du eher mit deinen Freunden unterwegs sein möchtest
- Dich dein Chef um ungeplante Überstunden bittet obwohl du bereits deine Woche schon geplant hast
Du siehst, das Schema ist das gleiche.
Die Erwartungen der Personen aus deiner Umgebung stimmen nicht mit deinen Interessen überein.
Klar, einige Male wirst du sicher nachgeben und erstmal „Ja“ sagen und das ist auch ganz okay so.
Jeder Mensch sollte mal hin und wieder seine eigenen Interessen zurückstellen und anderen Menschen behilflich sein. Das festigt Freundschaften und macht einen glücklicher weil man oftmals ein ehrliches „Danke“ zurückbekommt.
Aber wenn aus dem Einzelfall eine Routine wird musst du handeln und klare Grenzen setzen um nicht ausgenutzt zu werden.
Dieser Artikel wird dir dabei helfen das „Nein“ sagen zu lernen ohne dass es dir jemand übel nehmen wird.
Warum fällt es dir überhaupt schwer „Nein“ zu sagen?
Um zu lernen nein zu sagen ist es wichtig sich erstmal Klarheit darüber zu verschaffen warum es einem schwerfällt „Nein“ zu sagen.
Es folgen mögliche Erklärungen warum du nicht Nein sagen kannst. Vielleicht kommt dir das ein oder andere bekannt vor:
Wenn man Nein zu einer jemanden sagt hat man oftmals Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen. Der Gegenüber könnte ja sauer werden und dich beim nächsten Mal erst gar nicht um eine Gefälligkeit fragen. Oder er erledigt die Aufgabe halb so gut wie du es hinbekommen hättest. In deinen Kopf schwirren dir solche und ähnliche Gedanken. Und möglicherweise sagst du dann doch ja ohne dass dich dein Gegenüber erneut gefragt hat.
Man sagt oftmals ja weil man Angst hat abgelehnt zu werden. Man möchte nicht egoistisch wirken und seinen eigenen Ruf schädigen. Denn wenn man zu oft Nein sagt endet man früher oder später als Einzelgänger, oder? Das ist verständlich das du so denkst. Wir Menschen sind soziale Wesen und unser Zugehörigkeitsgefühl ist sehr stark in unserer Psyche verankert.
Man hat das Helfersyndrom. Man stellt grundsätzlich seine eigenen Interessen in den Schatten und hilft bevor man überhaupt darum gebeten wird. Manche Menschen haben auch das innerliche Bedürfnis gebraucht zu werden damit Sie sich wertvoll fühlen. Wenn du das auch bei dir erkennst dann benötigst du professionelle Hilfe.
Du sagst ja den du hast Angst etwas zu verpassen. Man übernimmt zuviele Aufgaben, geht zu Veranstaltungen oder raus mit Freunden obwohl man etwas Wichtiges zu erledigen hat um möglichst nichts zu verpassen und überall mitreden zu können. Dann bleibt halt die Hausarbeit liegen oder man holt sein Training im Fitnessstudio an einem anderen Tag nach. Das läuft ja schließlich nicht weg 🙂
Dein Vorgesetzter kommt erneut zu dir und bittet dich am Samstag zu kommen. Diesmal ist es besonders dringend sodass du bei Bedarf auch am Sonntag kommen musst. Innerlich fluchst du schon und willst ihn sagen dass es dir reicht. Du willst nicht mehr. Du willst auch mal deine Freizeit genießen. Doch dann fantasierst du dir die Reaktion deines Chefs aus. Du bekommst Angst vor den Konsequenzen und sagst schließlich doch „ja“.
Und hast du dich in irgendeiner Situation wieder gefunden? Okay gut.
Im Grunde genommen geht es darum deine Angst zu besiegen, deine eigenen Interessen zu vertreten.
Die Erkenntnis darüber ist schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Und merke dir, dass es dir niemand übel nehmen wird wenn du deine Prioritäten hast und diese klar kommunizieren kannst.
Aber hier wird es auch schon kritisch: Deine Prioritäten setzen und es klar kommunizieren.
Mit der folgenden Zwei-Schritte-Anleitung wirst du Nein sagen lernen unzwar so, dass niemand auf dich böse sein wird wenn es gegen dein Interesse geht.
Schritt 1 Überlege kurz bevor du antwortest
Die kürzesten Wörter, nämlich ‘ja’ und ‘nein’ erfordern das meiste Nachdenken. – Pythagoras
Schon Pythagoras hat es erkannt. Und es klingt auch ziemlich banal.
Zugegeben: ist es auch.
Aber wer tut es wirklich?
Kurz nachdenken, innerlich checken wie es um den Terminkalender steht, was die Tagesaufgaben sind, sich fragen ob es wirklich wichtig ist, ob man Zeit und Lust hat etc.
Oft antworten wir aus dem ersten Impuls heraus und erst dann wird uns bewusst, dass wir eigentlich gar keine Lust drauf haben oder keine Zeit. Oder wir sagen zu und vergessen es einfach weil es für uns keine Verpflichtung geworden ist. Das ist schlecht.
Denn genau das schädigt deinen Ruf.
Du wirst zu einem Ja-Sager aber einem Nein-Macher.
Mit der Zeit giltst du als unzuverlässig. Hältst dein Wort nicht ein.
Dem entgegenzuwirken nimmst du dir einen kurzen Moment Zeit und denkst nach.
Du fragst dich zum Beispiel selber:
- Habe ich heute (oder wann auch immer) noch was vor?
- Habe ich wirklich Lust und Zeit dafür?
- Was wird bei mir liegenbleiben wenn ich jetzt jemand anderem helfe?
- Bekomme ich etwas von der Person zurück oder nutzt sie mich nur aus?
Oder eine sonstige Frage die gerade zur Situation passt.
Du kannst es auch ruhig aussprechen wenn du nicht sofort antworten kannst oder willst.
Ein Einfaches „Moment, lass mich mal kurz nachdenken“ oder
„Lass mich kurz mal im Terminkalender schauen, ich sage dir dann bescheid“
reicht schon völlig aus.
Wichtig ist auch das du wirklich in deinen Terminkalender schaust und dann bescheid gibst.
Denn sonst giltst du wieder als ein Ja-Sager aber ein Nein-Macher.
Schritt 2 auf sanfte Art und Weise „Nein“ sagen
Okay jetzt hast du nachgedacht. Und aus welchem Grund auch immer bist du zu dem Entschluss gekommen nein zu sagen.
Einfach so nein zu sagen wäre etwas zu stumpf und unfreundlich. Und eigentlich auch etwas unklar. Vielleicht meinst du dein Nein nicht ernst sondern ironisch?
Vielleicht wird sich auch dein Gegenüber etwas gekränkt und respektlos behandelt fühlen.
Deswegen kommunizieren wir es klar, freundlich und begründet.
Eine Reihe von Möglichkeiten und Beispielsätzen:
-
Mit Dankbarkeit ablehnen.
Du nimmst die Bitte wahr und bedankst dich, dass dein Gegenüber auf dich zukommt und deine Hilfe braucht oder dich zu einer Veranstaltung wie z.B einem Grillfest einladen will. Das ist eine nette Geste und bringt zwischen euch ein bisschen Sympathie.
Beispielsatz: „Danke, dass du an mich denkst. Doch leider kann ich nicht kommen, ich hab an diesem Tag schon etwas anderes vor“
-
Verständnis für die Situation des anderen zeigen.
Du sagst deinem Gegenüber das du Verständnis hast, das er grade deine Hilfe braucht du aber trotzdem keine Möglichkeit hast zu helfen. Das wird dein Gegenüber respektieren und sich wahrgenommen fühlen und dir deswegen nicht böse sein.
Beispielsatz: „ Ich kann mir sehr gut vorstellen das du mich grade brauchst, ich kenne die Situation XY selber aber leider sind mir heute die Hände gebunden“
-
Das Nein begründen.
Auf alle Fälle hilft es wenn du dein Nein begründen kannst unzwar so genau wie möglich. Dein Gegenüber wird es akzeptieren und kann sich in deine Situation hineinzuversetzen. Dein Grund sollte hierbei auf jeden Fall der Wahrheit entsprechen.
Beispielsatz: „Tut mir leid ich habe am Wochenende keine Zeit. Meine Oma hat heute Geburtstag und die ganze Familie trifft sich zur Familienfeier. Da ich ein Familienmensch bin und meine Oma schon lange nicht gesehen habe, gehe ich auf jeden Fall dort hin.
Fazit:
Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Artikel die Angst davor nehmen, mal Nein zu sagen.
Ab und zu ja zu sagen ist völlig okay. Wenn es zur Gewohnheit wird musst du aber handeln.
Denk dran: Du hast ein Recht auf deine Interessen und darfst klare Grenzen setzen. Auch dein Chef wird dein Privatleben respektieren müssen. Und niemand wird es dir übel nehmen wenn du mal nicht verfügbar bist.
Im Gegenteil: Man wird dir mehr Respekt entgegenbringen weil du mit deiner Zeit umgehen kannst und den Mut hast auch mal deine Interessen zu vertreten.
Du weißt selber wie das ist. Was leicht zu haben ist/war hat automatisch weniger wert. Also mache dich ruhig etwas mehr rar und hab auch keine Angst davor.
Fällt es dir auch schwer “Nein” zu sagen? Lass es mich in den Kommentaren wissen
PS: Das “Nein” zu anderen ist das “Ja” zu dir selber
Tomek